Törnbericht Sardinien - Korskia

Mai 2009 (Costa Smeralda, Maddalena und Bonifacio) 

1.Tag Samstag der 16. Mai 2009, Frankfurt / Olbia - Marina di Portisco

Vorab besten Dank an Claudia Pfister für den Tipp Sardinien zu wählen, nachdem wir 2 x auf Mallorca mit Alboran sehr glücklich waren. Sardinien ist anders und war genau das, was wir zur Abwechslung gesucht haben. Ach ja, wir haben unsere Woche auch auf 10/11 Tage ausgeweitet um den Service von SAIL&FUN voll auskosten zu können.

Unsere bewährte Crew besteht aus 5 Männern, Gunter, den Brüdern  Dieter und Klaus, Stephan und mir (Paul).

Da der Flug nach Olbia erst spät abends raus ging, haben wir uns zuvor ein italienisches Restaurant bei Frankfurt ausgesucht, um uns auf den Urlaub einzustimmen. Das Restaurant, eigentlich eine Pizzeria, hätten wir ab und zu gerne auf Sardinien gehabt. Bei Giovanni, unserm Wirt, begann der Urlaub mit gemischten Vorspeisen,  selbstgemachten Tortelonis mit Ricotta / Spinatfüllung, einer Fischplatte gutem Wein usw. und wir wollten schon da bleiben. Nur mit segeln wär`s halt nix geworden.

Nach einem schönen Flug empfing uns Olbia in Dunkelheit mit samtweicher Luft. Dort haben wir gecoacht von Anna und Sergio, den guten Geistern der Marina, zwei Taxen genommen, für die Sergio am Handy den Preis ausgehandelte. Cooler Service und an Bord fanden wir neben der Bettwäsche auch Wasser, Bier und Wein, sodass nichts schiefgehen konnte. Die Vorräte wollten aufgebraucht werden. Dabei bemerkten wir bald, dass das Boot nicht am Stromnetz hing. Auch das Problem wurde gelöst und ab in die Koje.  Bier und Wein haben wir tatsächlich übrig gelassen!

 

2. Tag, Sonntag der 17. Mai 2009, Cala di Volpe

Nach kurzem Schlaf in ungewöhnlich kalter Nacht und in ungewohnten Kojen breiteten sich bei der Mannschaft Hunger und Durst aus. Auch das Essen von gestern wollte entsorgt werden. Der zur Basis gehörende Sanitärcontainer war noch nicht in Betrieb, da leider noch nicht ans Wasser angeschlossen, weshalb wir nach ?vorne? mussten. Dort war es voll, aber sauber. Leider hatte der dortige kleine Supermarkt geschlossen. Nix war es mit Brot und Brötchen! Klaus zauberte Kaffee und die Mitarbeiter der Basis (die gute Anna!) besorgten einen Bus, damit wir einkaufen konnten. Um einkaufen zu gehen und die Formalitäten der Übernahme zu erledigen, teilten wir die Crew. Ein Teil ging zum Einkaufen, der Rest blieb und übernahm das in gutem Zustand befindliche Boot. Wieder vereint gab es einen guten Kaffee im Hafen und wir fuhren raus um das Boot, die Julieta, eine Oceanis 411 (Baujahr 2003!!!) kennenzulernen.

Ein Ziel hatten wir nicht. Wir kamen auf Anhieb gut mit der Julieta zurecht. Nach einigen Manövern bot es sich geradezu an in einer landschaftlich schönen Bucht, der Cala di Volpe, die im Sommer (der Saison) voll sein soll, vor Anker zu gehen. Dort  befanden wir uns noch in Gemeinschaft zweier wahrer Luxusmotorjachten und einigen Seglern. Eine Motorjacht und ein Segler liefen später aus und wir verbrachten eine ruhige Nacht in wundervoller Natur. Am Ufer stehen dort passend zu den Booten wahre  Luxusanwesen, mit beleuchteten Gärten und vor allem, mit einer illuminierten Palme. Über uns tausende von Sternen am klarem Himmel, bei ruhiger See. Auch der Wind meinte es gut und schlief am Abend ein. An Deck gab es ein tolles Abendessen, im Anschluss sogar eine Havanna. Dazu ein kubanischer Rum mit kubanischer Musik.  Dann ab in die Koje ohne unsere seemännischen Pflichten zu vernachlässigen,  mehrfache Ankerkontrolle mit Kontrollpeilungen.


3.Tag, Montag der 18. Mai 2009, Maddalena  (41°14`N; 9°25`E)

In der Nacht wurde Gunter, der Navigator unruhig, da er befürchtete, dass der aufgekommende Wind das Boot versetzt habe und glaubte, dass seine Kontrollpeilung nicht mehr stimme.

Wahrscheinlich hatte er sich geirrt, da der Wind um ganze 180 ° drehte, nachdem er zuvor ganz eingeschlafen war. Wir kontrollierten noch einmal gemeinsam und alles war in Ordnung. Jetzt schlief Gunter prima und ich ließ ihn schlafen. Nach und nach wurde die Mannschaft wach und das Meer in der Bucht wieder völlig ruhig, da der Wind erneut einschlief. Klaus und Stefan kamen an Deck, Dieter auch und wir bereiteten gemeinsam das kleine Beiboot vor, um zu einem der vielen Sandstrände in der weitläufigen Bucht zu fahren. Das Beiboot ist / war entschieden zu klein für mehr als 2 Leute. Dieter und Gunter wollten  - zum Glück - nicht mit, weshalb wir zu Dritt starteten. Trotz festem Boden ließ es sich schlecht steuern, weshalb wir in ?Kurven? Land anliefen.  Das brachte mir böse Kritik ein, da keiner glauben wollte, dass das kleine Boot so schlecht zu steuern ist. Der Strand war einsam, leer und daher erst recht wunderschön, sodass ich trotz angeborener Wasserscheue baden ging. Saukalt (Entschuldigung!) aber Klasse sobald man drin war. Schwimmen, die Gegend erkunden  und zurück nach vorherigem Wechsel des Steuermanns. Stephan an der Pinne bemerkte schnell auch, dass das Boot schlingert. Welches Glück, dass es ihm genauso erging. Nun ging ihm der Motor aus und wollte nicht wieder anspringen. Großes Fluchen und unser Versuch mit den Badeschlappen zum Schiff zu rudern, weil wir die Ruder nicht mitgenommen hatten,  war einen Lacher wert. Das gilt auch für den Versuch den Motor zu reparieren. Der Blick auf den durchsichtigen Tank nach entfernen des Deckels brachte uns die Erkenntnis, dass der Sprit alle ist, obwohl wir den Motor bei Übernahme zum Test hatten laufen lassen. Keiner hatte den Tank kontrolliert! Wir sind schon Süßwassermatrosen! Die von Dieter angereichten Paddel hatten wir - über Dieter lachend ? abgelehnt und sind ohne Sorgen losgefahren. Zu unserem Glück wurde gerade ein Badegast vom hoteleigenen Bootsdienst (das gibt es dort!) zum Privatstrand des Hotels übergesetzt, sodass uns das Schiff auf dem Rückweg  ins Schlepptau nehmen konnte. Gerettet!! Rettung kam natürlich auch von unserem Schiff. Gunter und Dieter hatten uns in unserer misslichen Lage gesehen und einem Schlauchbootfahrer den Ersatzkanister mitgegeben. Auf unsere Mannschaft ist halt doch Verlass! Zurück an Bord ging es gegen 09:45 Uhr los mit dem groben Ziel Maddalena Archipel. Bei gutem Wind und noch besserem ?Kaiserwetter? konnten wir Häuser am Ufer bestaunen und kamen gut voran. In der Bucht von Porto Palma auf der zum Archipel gehörenden Insel Caprera mussten wir gegen 14:30 vor Anker und an die Verpflegung. Der Hunger ließ uns keine andere Wahl. Gut erholt ging es eine Stunde später weiter. Auslaufend unter Motor fanden wir bald guten Wind in der engen Straße zwischen Sardinen und dem Maddalena Archipel, wo wir frech wurden und bei vielen Wenden uns kleine Rennen mit weiteren Seglern lieferten. Um 17:15 Uhr war Ankunft in Maddalena auf Maddalena, der Hauptinsel des Archipels. Ein älterer Hafen nahe einem lebhaften Fährhafen. Der krasse Gegensatz zur letzten Nacht. Nach einem Ankommer blieb Zeit zum Einkaufen und einer ersten Reinigung des Schiffs.

Später stellten sich bei der Suche nach einem von Anna empfohlenen Lokal bei einigen Seefahrern Beschwerden an den Füßen ein. Auch mehrfaches Nachfragen brachte uns nicht ans Ziel. Niemand kannte das Lokal. Ein letzter Versuch. Gelungen, die Frau kannte das Lokal und doch hatten wir Pech. Das Lokal war (noch) geschlossen. Es blieb nichts anderes  als zu hungern oder auf gut Glück ein Lokal zu testen. So sind wir gegenüber dem Rathaus (das wurde saniert und war romantisch;-)) eingerüstet und verhüllt) in einem Eiscafe mit Pizzeria und Barbetrieb buchstäblich ?hängengeblieben?. Leider keine Empfehlung, weshalb wir den Giovanni schon sehr vermissten. Aber satt wurden wir.


4. Tag Dienstag, der 19.05.2009 Bonifacio (Korsika)

Hinter dem Stadthafen gibt es viele Möglichkeiten einzukaufen. An diesem Morgen war ich aber auch für die Bäckereien noch zu früh. Das gab mir die Gelegenheit in der Morgensonne zu fotografieren. Die Aufnahmen sind recht schmeichelhaft für Maddalena. Stefan trieb es auch früh aus den Federn und so sind wir noch einmal gemeinsam in den Ort. Es blieb uns Zeit für due cappucis. Der Wind stand gut für Bonfacio auf Korsika, weshalb wir uns auf den Weg nach dort begaben. Auf der Überfahrt hatten wir wieder ein tolles Erlebnis, da wir eine große Gruppe springender Delfine über eine lange Zeit beobachten konnten, wenn auch in einiger Entfernung. Bonifacio empfing uns mit Sonne und seinem einmaligen Flair, einer Mischung aus Mittelalter und Seeräubernest. Bei der Einfahrt in die langgezogne Bucht wurden wir von vielen lauten kommerziellen Ausflugsbooten und einem französischen  Segler begleitet. Leider wussten wir im Hafen nicht so recht wohin, da uns Niemand in Empfang nahm um uns einen Liegeplatz zuzuweisen. Also blieb uns nichts anderes als ein paar Runden im engen Hafen zu drehen und selbst nach einem Liegeplatz Ausschau zu halten. Die Chance hierfür bot sich als unser ?Franzose? aufgab einen Liegeplatz anzulaufen, weil er trotz Bugstrahlruder nicht hineinkam. Also war der Platz unser! Den Ankommer wollte ich erst zu mir nehmen, nachdem wir sicher sein konnten bleiben zu dürfen. Deshalb haben wir zuvor die ?Marina? gesucht und gefunden. Leider kann von unsrer Crew niemand französisch sprechen. Die Franzosen konnten oder wollten aber auch weder Deutsch noch Englisch, noch Spanisch oder Italienisch können. Unser Sachbearbeiter war zudem offensichtlich auch noch ein Anzulernender, mit dem seine weiblichen Kolleginnen viel Spaß hatten. Wenigstens lustig ging es zu.

Jetzt mundete der Ankommer so richtig und wir konnten das einmalige Hafenpanorama genießen. Spaß machte es nun die weiter ankommenden Segler bei ihren Anlegemanövern zu beobachten und siehe da, auf einmal waren auch Helfer und Anweiser da. Die hatten sich wohl  vor uns versteckt. Zum Abendessen wollten wir auf die über dem Hafen liegende Burg. Ein langer aber schöner Weg mit vielen tollen Aussichten, den alle bewältigten. Auf der Burg fanden wir ein erstaunlich gutes Lokal mit miserablem korsischem Bier. Das lag aber nicht am Bier, das ist eigentlich ganz gut, sondern der nicht gewarteten Zapfanlage und einem leichten Beigeschmack nach Chlor. Der Wein war um Klassen besser. Die Aussicht auch. Der Rückweg lang und der im Mondschein liegende Hafen so romantisch und verführerisch, dass wir den Heimweg öfter unterbrechen noch ein wenig bleiben mussten, um die Gastronomie zu unterstützen. Schön war?s und die Nacht dann leider kurz. Das französische Brot am nächsten Morgen gut und unsere Stimmung auch.


5.Tag Mittwoch, den 20.05.2009, Santa Teresa di Gallura (41°14`N; 9°11?)

So genau wohin wir wollten oder sollten wussten wir beim Auslaufen noch nicht. Zurück nach Sardinien (Italien)  war klar. Aber wohin? Na ja, beim Segeln gibt uns der Wind vor und so kamen wir wieder gut voran in Richtung Sardinien. Bald sah Stephan einen Delfin, den der Dieter glatt als faul bezeichnete, was im Vergleich mit dem Schauspiel vom Vortag so auch in Ordnung geht.

Wind und Sonne gaben sich reichlich Mühe. Bald zeigte sich die sardische Küste - wieder mal - von ihrer schönsten Seite, mit Postkartenstränden, weshalb der Wunsch aufkam vor einem möglichst einsamen Strand zu ankern. Die Ankerbucht vor Porto Quadro erschien uns hierfür ideal. Kaum war der Anker geworfen erschien auch schon die erste Qualle. Ein schönes Tier, doch ich hatte keine Lust mehr zu baden. Es blieb uns immer noch die Option zum Sandstrand mit dem Beiboot zu fahren. Diesmal wurde der Sprit kontrolliert und es wurden auch die Paddel mitgenommen. Schade um die Mühe. Der Sandstrand entpuppte sich als Kiesstrand, der nicht barfuss zu begehen war. Im Wasser Quallen und Seeigel. Schön ist anders, aber wir hatten uns vom schönen Anblick verführen lassen. Na ja so schlecht war es auch nicht. Dennoch mussten wir uns für die Nacht etwas anderes suchen und entschieden uns für den nahe gelegenen Yachthafen von Santa Teresa di Gallura. Klingt toll und war bestimmt auch mal ein tolles Projekt. Der Hafen ist groß und gepflegt, dennoch ist er nur einen Bruchteil des Friedhofs von San Francisco groß. Dafür war er doppelt so tot! Der Supermarkt im Hafen war noch dazu jeden Mittwoch geschlossen. Kaum zu Glauben aber wahr. Ein Bistro am Ende des Hafens versorgte uns mit einem großartigen Essen und einem sehr guten sardischen Wein. Da kam schon Vatertagsstimmung auf.


6. Tag Donnerstag, den 21.05.2009 (Vatertag), Palau (41°11`N; 9°22`E)

Dieser  Morgen war wie gemacht zum laufen.  Klaus und ich hatten uns schon am Abend verabredet und starteten um 07:00 Uhr in Richtung der gewachsenen Stadt auf dem Hügel um die Ecke. Eine schöne typisch italienische (nicht sardische) Stadt mit Makartplatz etc. aber auch (noch?) trostlosen Einrichtungen und leerstehenden Hotels und Restaurants am Strand. Der (die Spiagia Reina Bianca)  ist wieder Spitzenklasse. Toller Sand und sauberes Wasser.  Für mich gab es nun ein weiteres Problem, da ich arbeiten musste und hoffte ein Wlan mit Internetzugriff zu finden. Denkste. So ein toller Hafen und nix. Also Handy an den Laptop und rein in die Email. Die zu bearbeitende Email abzurufen dauerte 45 Minuten. Mist. Auf die Rechnung bin ich mal gespannt (kostete 75 ?).

Dann wollte ich den österreichischen Magister zurückrufen, der mich zwang am Vatertag zu arbeiten. Denkste - schon wieder. Auch in Österreich war Feiertag und sein Büro geschlossen. Alles vergebens. Die Jungs waren schon vorgegangen, um einen Kaffee zu trinken. Gunter meldete sich per Handy, um zu sagen wo, und so kam ich nach. Zu aller Überraschung war der Supermarkt dann trotz Feiertag geöffnet. Er war aber schlecht sortiert. Beim Einkauf beschränkten wir uns auf das Nötigste. Das verhinderte nicht, dass die Gangway brach, als ich mit 2 Tüten beladen auf das Schiff wollte. Es ist nichts weiter passiert und kurz darauf stand Klaus mit einem Brett da, das die Gangway ersetzen sollte. Fürs Erste behalfen wir uns mit der Gangway des Nachbarschiffes, die am dem Steg lag. Unsere angebrochene Gangway und das neue Brett wurden an der Reling angeschlagen. Erneut starteten wir mit dem groben Ziel ?Maddalena Archipel?. In den Ort Maddalena selbst wollten wir aber nicht schon wieder und suchten uns deshalb den der Insel gegenüberliegenden Fährhafen Palau aus.

Heute meinte es der Wind ? wieder einmal -  gut mit uns und wir flogen mit mehr als 7 Kn (im Schnitt!) übers Meer. Unser Schiff lief Klasse, und die Wenden gingen uns gut von der Hand. Wir hatten richtig Spaß. Auch Palau hatte an diesem Vatertag alles, nur die dortige ?weltberühmte? Eisdiele war geschlossen, dazu später.

Dort angekommen, hatten wir die schwierige Aufgabe den Vatertag anständig hinter uns zu bringen. Klar war es, nix mit Bierfass und Leiterwagen. Stattdessen gab es leckeren Prosecco in der Bar am Fährhafen. In Deutschland würde man schon wegen der Lage gegenüber einer Tankstelle nicht in diese Bar gehen. Hier war es aber gemütlich und der Wirt freundlich, einfach toll und zuvorkommend.

Der Vatertag wäre dennoch beinahe buchstäblich ins Wasser gefallen. Da die Gangwayersatzkonstrucktion mit heruntergelassener Badeleiter und darüber gelegtem Brett sich als gefährlich herausstellte. Das Brett rutschte auf der Leiter weg und ich (schon wieder ich!) war schon mit einem Bein im Teich, konnte mich aber doch noch irgendwie halten.

Vor dem Abendessen galt es wieder einmal die Vorräte zu ergänzen, die wie durch Magie ständig schrumpfen. Dazu schnell in einen Obst und Gemüseladen und dann weiter in einen Laden mit örtlichen Spezialitäten. Dort fanden wir sardische Leckereien und konnten zudem am nächsten Morgen unseren Vitaminhaushalt auf Vordermann bringen. Zum Abendessen fanden wir in der Straße mit der geschlossenen Eisdiele eine gute Pizzeria und der Ruf italienischer Pizzabäcker war - nach dem Fastreinfall auf Maddalena - wieder hergestellt. Nun wollten wir zum Nachtisch noch ein Eis aus der gegenüberliegenden Eisdiele und dann zurück aufs Schiff. Kaum zu glauben aber wahr. Alle Eisdielen, auch die weitere(!)  hatten nach 22:00 Uhr geschlossen! Und obwohl noch Personal im Eiscafe war, ging die Tür auch mit und nach höflichem Bitten nicht mehr auf. Zurück aufs Schiff und die nächste Havanna war fällig um den Vatertag ausklingen zu lassen. Es folgte ein gemeinsames Schnarchen im Schiff, sodass man Angst um den Mast haben musste, dessen Sitz ich mehrfach kontrollierte ;-).  Bäume in der Nähe hätten sicher nicht überlebt... Schlafen war - auch wenn man rechtschaffen müde war - nicht ganz so einfach.


7. Tag Freitag der 22.05.2009

Der Tag begann toll, mit dem weltberühmte Frühstück an Bord und fränkischen und örtlichen Spezialitäten. Dabei musste Klaus die Mannschaft über einen Gag aufklären, der ihm in der Marina beim einchecken eingefallen war. Er hatte nämlich verbreitet, dass wir 3 Tage bleiben müssten, da er von einem Sonderangebot Gebrauch machen konnte, um von Palau aus das Maddalena Archipel zu erkunden. Dazu hätten wir auch viele Vorschläge und eine Karte bekommen. Die Karte ließ sich irgendwie nicht finden?und war angeblich weggeworfen worden. Na ja die Story ließ sich irgendwie nicht halten und so nahmen wir Kurs auf die Cala Giorgio Marino (Porto Madonna), um dort über Nacht vor Anker zu gehen. Dies war uns von Anna, dem guten Geist von Boomerang, für den Fall dass wir gutes Wetter finden sollten, unbedingt empfohlen worden. Und die Empfehlung war gut. Der Ankerplatz liegt zwischen den Inseln Razzoli, Santa Maria und Budelli und bietet im Naturschutzgebiet glasklares Wasser, tolle Sandstrände und eine unvergleichliche Nacht mit absoluter Ruhe, wenn es die Nachbarschiffe zulassen. Wir hatten Glück. In der Nacht waren nur die vielen Vögel zu hören, bei sternenklarem Himmel. Zuvor hatten wir Spaß mit dem und am unglaublich schönen Sandstrand der Isola Budelli. Es war so kitschig schön, dass man glaubte auf einem Südseeatoll zu sein. Klaus vollbrachte eine sportliche Höchstleistung und schwamm zurück zum Boot. Der hereinbrechende Abend brachte Seglerromantik pur mit Essen an Bord und einem tollen Sonnenuntergang direkt in der Ein / Ausfahrt zum Ankerplatz zwischen den Inseln Budelli und Razzoli. Im Sommer ist es dort sicher knackevoll. Über Nacht blieben mit uns aber nur 5 Segelschiffe, von denen uns das letzte, ein paar Schweizer ziemlich auf den Pelz rückte, sodass wir Bedenken hatten, ob wir uns bei einem Winddreher zu nahe kommen. Um sicher zu gehen, nahmen wir ein paar Peilungen vor und die Nachtwache ergab sich zwanglos dadurch, dass immer ein Crewmitglied an Deck war. Mich ?verschlug? es früh, gegen 5 Uhr an Deck. Das sogar im wörtlichen Sinn. Mein Freund Gunter schnarchte nicht nur, sondern fing im Tiefschlaf an zu treten und traf mich auch noch. Man glaubt es kaum, aber ich muss ihm dafür dankbar sein. Nur deshalb habe ich einen einmaligen Sonnenaufgang erlebt.

Bei schwerem Wetter ist dieser romantische Platz sicher zu meiden. Die Bucht ist nach Westen offen, wenn mehrere Schiffe darin liegen wird es eng und in der Nacht drehte der zum Glück schwache Wind mehrfach in alle Himmelsrichtungen. Egal das Wetter war gut und das war sicher ein, wenn nicht der Höhepunkt unseres Törns.


8. Tag, Samstag der 23.05.2009 Cannigione (41°07`N; 9°26`E)

Dachte ich am Morgen noch, dass  unser Stephan mit dem Beiboot die Bucht und die Strände  erkunden will, so kam es nach gemeinsamen Baden und einem wieder tollen Frühstück schnell anders,  da wir das Maddalenaarchipel im Westen umrunden und so weit wie möglich nach Süden segeln wollten. Also das Beiboot rein, Anker auf und los. War es am Ankerplatz noch windstill, fanden wir draußen bald Wind, der aber leider nachließ, nachdem wir die Inseln Spargi und Barretini hinter uns gelassen hatten. Auf Höhe der Nordostspitze von Caprera schlief er ganz ein, sodass wir den Flautenschieber benötigten um dänisch zu kreuzen. Dahin war damit auch unser Ziel nach Süden zu kommen und das neue Ziel hieß nun Cannigione im Golfo di Arzachena, einer großen fjordartigen Bucht mit großartiger Landschaft. Kaum hatten wir das neue Ziel ausgesucht, da kam auch wieder der Wind auf. Davon ließen wir uns nicht wieder umstimmen und hatten Glück. Weniger mit dem ungemütlichen großen Hafen, der wie eine Großbaustelle wirkt, als vielmehr mit der Versorgungslage in Cannigione, geprägt von den Geschäften der Umgebung. Angefangen mit einem nahegelegenen Supermarkt, einem gegenüberliegenden Gemüseladen und zahlreichen Cafes, Bars und Gaststätten. Hier müsste eigentlich eine Empfehlung für eine Rosticceria kommen. Aber wir verschweigen die blaue Tafel, in der es nur Plastikgeschirr und Plastikgläser gibt, besser damit die mit guter Küche aufwartende Kneipe vor der Kirche nicht so bald von hungrigen Seglern überrannt wird. Also Essen kann man da gut. Einen tollen Eisladen gibt es in der Nähe auch noch und schon wieder hatten wir einen tollen Abend, wenn auch ganz im Kontrast zum letzen. Zweien von uns gefiel es so gut, dass sie gar versumpften. Mehr wird nicht verraten.


9. Tag , Sonntag der 24.05.2009 Porto Cervo (41°08`N; 9° 32`E)

Das Wetter überraschte uns am Morgen. Wir hatten Nebel (!), sodass man kaum die Hand vor den Augen sah. An ein Auslaufen war nicht zu denken. Also dachten wir an ein gemütliches großes Frühstück (ENDLICH!).

Die Sonne kam natürlich doch noch durch und so begaben wir uns wieder auf den Weg nach Süden. Gegen 16:00 Uhr erreichten wir in Porto Cervo und ließen es uns nicht nehmen im dortigen Jachthafen anzulegen. Auf der gegenüberliegenden Seite gab es vor einer Tankstelle ein Autorennen, von dem wir außer der enormen Lautstärke nicht viel mitbekommen haben. Für mich war es Zeit die Dusche aufzusuchen und ausgiebig zu duschen. So ging jeder dem nach, wozu er gerade Lust hatte. Später starteten wir gemeinsam mit einem Taxi in die Stadt und ließen uns vom Fahrer ein Lokal empfehlen, das wir aber nicht weiterempfehlen. Es war kein Restaurant, nein eine Pizzeria, teuer und - na ja ? nicht gut. Der Ort selbst ist sehr schön, sauber und gepflegt. Alle Modelabels sind vertreten und die Geschäfterl sehr einladend. Schön ist auch die Kirche Stella Maris, die wir von unserm Liegeplatz aus direkt im Blick hatten. Nach dem Essen sind wir doch tatsächlich um die Bucht nach Hause gelaufen und haben im Hafen noch etwas getrunken. Der Liegeplatz war der teuerste der Reise aber den Hafen und den Ort sollte man gesehen haben, wenn man schon mal da ist. Porto Cervo als eignes Ziel lohnt nicht und wir hatten Glück, dass wir noch in der Vorsaison kamen.


10. Tag, Montag der 25.05.09, Porto Rotondo

Klaus und ich versuchten esam Morgen mal wieder mit Laufen, was uns in toller Umgebung auch gelang, wenn es uns auch nur mitleidige Blicke einbrachte. Duschen frühstücken um beim Glockengeläut von Stella Maris auszulaufen. Was willst Du mehr. Unser grobes Ziel hieß Golfo di Aranci. Der Wind ließ uns nicht im Stich und wir kamen mit großen Schlägen entlang einer Traumküste sehr gut voran. Viel zu früh waren wir in der Bucht, weshalb wir im Schutz einer vorgelagerten Insel vor Anker gingen, um im glasklaren Wasser zu baden. Immer noch war es zu früh um an Land zu gehen, weshalb wir einen Imbiss an Bord veranstalteten und bei aufkommendem Wind ? der drehte ? mit dem Ziel ?Hafen? lossegelten. Die Bucht ist recht flach und wir wussten nicht so recht, wie weit wir hineinfahren können. Also entschlossen wir uns in der Nähe des Fährhafens zu bleiben. Wo die Fähre anlegt kann es nicht zu flach sein. Der dahinterliegende Hafen ist aber eigentlich ein Fischerhafen und in dem war es nicht nur eng, es gab auch keinen Platz. Darüber waren wir dann gar nicht so traurig, da wir mit Schrecken an eine Nacht im Hafen von Gozo (Malta) dachten, von wo die Fähre im 20 Minutentakt mit einem Riesen Schwall und einem noch riesigeren Lärm startet. Als neues Ziel legten wir Porto Retondo fest, eigentlich sehr nahe am Heimathafen, was aber sicher kein Fehler sei. Jetzt rächte es sich ein wenig, dass wir unsere Zeit verplempert hatten, zumal der Wind aus der falschen Richtung (aus Nord) kam und wir um die Insel, vor der wir lagen herum mussten, da wir uns nicht trauten eine schmale Passage zu befahren. Na ja, wir kamen nicht zu spät sondern zum Sonnenuntergang gerade richtig und wurden freundlich in Empfang genommen. Auch erhielten wir Hilfe von einem Schlauchboot, einem Schubser,  beim Einfahren in eine schmale ?Parkbucht?. Kaum lagen wir fest, kam das bekannte Hungergefühl, und wir hatten es nicht schwer eine direkt am Steg befindliche Pizzeria zu finden. Dort haben wir sehr gut gegessen, sind aber zum ersten Mal dem ?Biertrick? begegnet. Von dem ließen wir uns die gute Stimmung nicht nehmen. Der Trick ist der, dass Matrosen, zumal wenn es Deutsche sind,  normalerweise ein Bier als Aperitif bestellen, so auch wir und dann beim Bezahlen eine nette Überraschung erleben. Das Bier schlägt mit 8,00 ? zu Buche. Für 16,00 ? hätte es eine gute Flasche Wein gegeben, die wir natürlich auch hatten, also eigentlich waren es mehr.


11. Tag , Dienstag der 26.05.09, zurück nach Portisco und Frankfurt

Die Stille des nächsten Morgens nutzten Klaus und ich zum Bummeln durch die malerischen Gassen. Der Ort ist sehr gepflegt und hat ein edles Flair, was ihn vom ebenso gepflegten aber mondäneren Porto Cervo unterscheidet. Edle Boutiquen und Jachten finden sich in beiden Häfen. Mir hat der italienischere, Porto Rotondo, besser gefallen. Die Preise in den Geschäfterln sind schon ordentlich hoch!  Zum letzen Mal auslaufen mit zuerst unbestimmtem Ziel, doch dem Endziel Heimathafen stand an und wir fanden uns in der Bucht des Fuchses (der Cala di Volpe) wieder, wo es uns schon zu Beginn der Reise so gut gefiel. Noch einmal genossen wir das saubere Mittelmeer um dann nur mit der Genua bei sattem Wind mit knapp 8 Knoten in den Heimathafen zu fahren.

Die Rückgabe war genauso angenehm und unkompliziert wie die Übernahme. Beinahe wären wir in einer Hafenkneipe, die die Woche zuvor noch nicht geöffnet  hatte, wieder auf den Biertrick hereingefallen, haben aber vorher nach dem Preis gefragt um dann mit einem Salat erst recht hereinzufallen.

Sergio brachte uns zum Flughafen und vorbei war ein toller Törn.


Resümee:

Das Revier ist einmalig schön und bietet Ziele für viele weitere Jahre. Das hat der geschäftstüchtige Sergio sofort erkannt und uns auf der Fahrt zum Flughafen viele tolle Vorschläge unterbreitet, auf die wir sicher auch zurückkommen werden. Verwöhnt von der Gastronomie Mallorcas darf man nicht unbedarft auf Sardinien Essen gehen. Restaurants sind entschieden zu teuer und bieten kein angemessenes  Preis / Leistungsverhältnis. Trattorien und Pizzerien sind sicherlich die bessere Alternative, wenn man sich nicht mit tollen heimischen (sardischen) Produkten selbst versorgen will. Die überall stattfindenden Märkte bieten tolle Möglichkeiten Lebensmittel der Region zu erwerben. Nutzt man die Gastronomie sollte man darauf achten nur in Lokale zu gehen, die ganzjährig geöffnet sind und nicht in einem Lokal zu landen das nur den Sommer geöffnet ist. Die Ganzjährigen bieten gutes Essen zu einem guten Preis. Der Rest ist ?geschminkt? und taugt in aller Regel nichts, wenn die Lokale auch meist gut aussehen, so gilt doch ?Finger weg?. Da man es den Lokalen nicht ansieht sollte man den Mut haben Einheimische genau danach zu fragen, ob es in der Nähe ein Lokal gibt, das ganzjährig geöffnet ist und das auch von Einheimischen besucht wird.

Beim Bier immer schön nach dem Preis fragen, und die Hauptsaison (den August)  meiden. Dann ist es zu heiß und zudem zu voll und natürlich auch zu teuer. Die Liegeplätze werden jede Woche teurer! Wer kein Problem mit den Groschen hat kann jederzeit hin. Dem wird es auch im Hochsommer sicher nicht langweilig. Im Gegenteil!

Die Marina, d.h. die Basis Portisco  und die dortigen guten Seelen Anna und Sergio sind sehr zu empfehlen. Sie sind ehrlich und zuverlässig und gemeinsam unschlagbar, nicht zu vergessen die Pfisters. Für die gilt das Gleiche.

Unser nächster Törn ist schon bei SAIL&Fun gebucht.

Paul Weil

 

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